Jeder soll fotografieren und jeder soll sich darin entfalten. Genau aus diesem Grund sollte jeder stets sein Werk schätzen und ihm buchstäblich einen angemessenen Rahmen geben.
Fotografie ist ein Begriff. Jeder sieht darin etwas anderes. Für die einen ist es Mittel zum Zweck, um Erinnerungen bildhaft festzuhalten, für andere ist es eine tiefgehende Form der Kunst. Für mich steht der Begriff Fotografie in erster Linie für ein Werkzeug, welches uns befähigt, sowohl Erinnerungen festzuhalten, als auch künstlerisch kreativ zu werden.
Als die Fotografie noch eine teure und aufwändige Technologie war, gab es nur wenige Menschen, die sich damit beschäftigten. Es war sehr mühsam und man musste sehr genau wissen, was man tat. Dies begann beim Einrichten der Kamera, der Belichtung, bis hin zur Entwicklung. Der kleinste Fehler, und die Aufnahme war ruiniert. Im heutigen Digitalzeitalter ist die Fotografie allgegenwärtig. Jeden Tag entstehen millionen Bilder, entweder mit dem Handy oder Smartphone, mithilfe einer der unzähligen Kompaktkameras, oder auch mit professionelleren Kameras. Doch wer von all den Menschen versteht eigentlich noch, wie das alles funktioniert, und wer denkt darüber nach, was er mit all den Fotografien anstellt?
In meiner Kindheit wurden Fotos und Negative noch sorgsam in ein Album sortiert. Vor jedem Bild das man machte, wurde sorgsam überlegt, denn jedes Bild war teuer. Der eingelegte Film fasste 24 oder 36 Aufnahmen. Diese mussten entwickelt werden und dann Abzüge davon erstellt werden. Heute jedoch landen digitale Daten auf einem Datenträger, der hunderte oder gar tausende Aufnahmen speichern kann, ohne dass dafür Extrakosten entstehen. Das Bild wird meist am Monitor oder TV-Gerät betrachtet. Abzüge bestellt man nur noch selten und abgeheftet wird kaum noch etwas.
Auch mir ergeht es ähnlich, seit ich digital fotografiere. Doch digitale Fotografien sind vergänglicher als alles, was wir zuvor hatten. Das Bild auf Papier, das Negativ auf Film oder das Dia bleiben - soweit ordentlich gelagert - Jahrzehnte oder Jahrhunderte erhalten. Ist ein digitaler Datenträger defekt, sind oft mehrere tausend Bilder und somit Erinnerungen von vielen Jahren unwiederbringlich verloren. Daher müssen digitale Daten aufwändig gesichert, regelmäßg überprüft und umkopiert werden.
Durch die große Verbreitung und die einfache Handhabung, ist die Wertschätzung für die Fotografie meines Erachtens massiv gesunken. Das Bewusstsein, was eine Fotografie bedeuten kann, geht zusehens verloren. Ich sehe darin einen großen kulturellen Verlust, denn die Fotografie als Technik und Kunstform bietet sehr viel mehr.
Es muss nicht jeder ein Profifotograf werden, es muss nicht jeder alles bis ins kleinste Detail verstehen, doch jeder sollte sich seiner Verantwortung und der Macht bewusst sein, die er als Fotograf besitzt, wenn er auf den Auslöser drückt. Ebenso sollte es jedem, der Fotografie ernsthaft betreiben möchte wichtig sein, zu verstehen, womit, wofür und was er tut. Das sollte man der geschichtlichen Entwicklung der Fotografie, dem Motiv und auch sich selbst schuldig sein. Alles verdient unseren Respekt. Wir sollten den Geist der Fotografie bewahren und ihn fördern. Bereits jetzt verkommt diese Form der Lichtkunst zu einem Massenmedium und geht unter im Sumpf der Konsumgesellschaft und der Oberflächlichkeit.
Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre.
Robert Bresson
Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern.
Werbespruch der Leica-AG
Jeder kann knipsen. Auch ein Automat. Aber nicht jeder kann beobachten. Photographieren ist nur insofern Kunst, als sich seiner die Kunst des Beobachtens bedient. Beobachten ist ein elementar dichterischer Vorgang. Auch die Wirklichkeit muss geformt werden, will man sie zum Sprechen bringen.
Friedrich Dürrenmatt
Ich gebe dem Moment Dauer.
Manuel Alvarez Bravo
Wer als Anfänger die Gestaltungsregeln der Fotografie ignoriert, hat keinen Verstand. Wer sich aber fotolebenslang daran klammert, hat keine Phantasie.
Detlev Motz
Das Hauptinstrument des Fotografen sind seine Augen. So verrückt wie es scheint, wählen viele Fotografen mit den Augen anderer - vergangener oder gegenwärtiger - Fotografen zu sehen. Diese Fotografen sind blind.
Manuel Alvarez Bravo